Von der Idee zum Kult
Was als Idee begann, wurde zu einem der beliebtesten deutschen Individualreiseführer.
In den Anfängen getippt auf der Schreibmaschine, handgezeichnet die Karten, das Layout am Leuchttisch entworfen ... alles schwarz-weiß gedruckt. Und heute? Bunt, professionell, online angebunden ....
Was geblieben ist, ist die Begeisterung der Autoren für ihre Bücher. Das Bestreben, den Leser*innen alle Informationen zu geben, die sie brauchen, um eigene Wege zu gehen. Und der Wille, immer wieder neu zu denken und Trends zu spüren (ihnen aber nicht blindlings zu folgen). Am Puls der Zeit sein und doch immer das Ganze im Blick.
Dies ist die kurze Geschichte einer Reihe, die nicht Mainstream ist und trotzdem eine Bibel für alle, die gerne reisen und dabei ihre eigenen Entscheidungen treffen wollen.
Auf seiner vierten großen Asienreise hat Stefan Loose eine Idee und beschließt, Informationen, die Globetrotter untereinander austauschen, zu sammeln und aufzuschreiben. An allen Orten, in die es Rucksackreisende verschlägt, sucht er Tipps – von Schwarzen Brettern ebenso wie von anderen Reisenden – und legt eine umfangreiche Zusammenstellung an.
Zurück in Berlin, beginnt er mit dem Schreiben eines alternativen Reiseführers über Südostasien. Noch gibt es keine Computer und so wird auf der Schreibmaschine getippt. Stefan sucht nun nach einem Verleger.
Vormittags unterrichtet er an einem Berliner Gymnasium, wo er auch Renate Ramb kennen lernt – seine große Liebe, bis heute.
Stefan beschließt, das Südostasien Handbuch selbst zu verlegen. Lehrer-Sein? Ade! Im Juni erscheint das Buch mit 530 Seiten. Zusammen mit Renate bricht er zur Recherchereise auf.
Bereits nach der Landung in Singapore wird klar: Es hat sich alles schon wieder verändert. Die beiden ahnen: Es wird ein Vollzeitjob, dieses Buch am Leben zu erhalten.
Der überaus erfolgreiche erste Titel macht Mut, ein zweites Buch zu schreiben; diesmal über England.
Während der Arbeit treffen beide einen alten Bekannten, den ehemaligen Kunststudenten Klaus Schindler, der fortan für eine professionellere Gestaltung sorgt.
Während der langen gemeinsamen Recherche beschließen Renate und Stefan, auf der Insel Penang (Malaysia) zu heiraten. Das Paar wird in Zukunft das gesamte Leben teilen: ob bei der Arbeit oder in der Freizeit.
Im Herbst verfassen sie zusammen mit Klaus Schindler und Robert Sperber einen Reiseführer zu Berlin.
Nach der Buchmesse mit dem ersten eigenen Stand brechen Renate und Stefan zu einer weiteren halbjährigen Recherchereise Richtung Südostasien auf. Klaus Schindler zeichnet mit Rapidograph und viel Tusche die Kartenvorlagen, während der laut ratternde Kugelkopfdrucker für die kommenden drei Jahre die Geräuschkulisse dominiert.
Das Südostasien Handbuch wird ins Englische übersetzt. Als neuer Titel erscheint zudem der von Klaus Gabriel und Eberhard Trempel verfasste Reiseführer zu China, ein neues Land auf der touristischen Weltkarte. Mit Malaysia wird der erste Länderband ausgekoppelt. Beim Vertrieb, den die Looses auch selbst organisieren, erhalten sie Unterstützung von Renates Bruder Ottmar Ramb im Lager und Iris Kayser bei der Buchhaltung.
Dank sinkendem Dollarkurs können die Bücher in Singapore und Hongkong mit farbigem Cover und einigen Farbseiten gedruckt werden. Für 37.370,34 DM wird der erste Macintosh-Computer (mit Maus) gekauft.
Klaus Schindler zeichnet die Karten, aber immer noch mit der Hand. Und auch das Layout der Bücher wird noch am Leuchttisch geklebt.
Als erster Titel kommt Indonesien mit buntem Cover in die Buchhandlungen. In Thailand recherchieren nun auch Ursula Spraul-Doring und Richard Doring.
Renate und Stefan fliegen in die USA, um den Rough Guide zu testen. Zur Buchmesse nehmen sie Kontakt zu dem britischen Verlag auf. Silvia Mayer übersetzt Mexiko, 1990 folgen Kalifornien und Kenya. Noch immer sind einige übersetzte Rough-Guides-Titel Bestandteil der Loose-Reihe. Aus Indonesien wird das Bali-Java-Buch ausgekoppelt.
Die Mauer fällt, und in Berlin steppt der Bär. Das Büro wird kurzerhand zum Notquartier für Überraschungsgäste umfunktioniert. Matthias Grimm unterstützt das Team als Graphiker und Designer. Die englischen Übersetzungen von Südostasien, Malaysia und Thailand-Burma werden weltweit von Springfield Books verkauft.
Berlin ist in Bewegung, und Kollegen aus aller Welt kommen nach dem Mauerfall vorbei, so z.B. die Gründer von Rough Guides. Vietnam öffnet sich für Touristen. Looses beschließen, den ersten Vietnam-Laos-Kambodscha-Reiseführer von Lonely Planet zu übersetzen. Neu ist auch das Traveller Handbuch Australien von Anne Dehne.
Britta Dieterle, eine Herstellerin, die immer noch freiberuflich für die Reihe tätig ist, frischt das Layout auf.
Die Bücher werden professioneller und nicht nur von Rucksackreisenden geschätzt, so dass sie sich gut verkaufen.
Nun ist kein Arbeitsplatz mehr frei, und der Verlag zieht in das erste richtige Büro, eine Kreuzberger Fabriketage.
15 Jahre Stefan Loose Verlag ist Grund für ein weiteres Fest. Das größere Büro bietet Platz für neue Ideen und Projekte. Nach einer langen USA-Reise werden der umfangreiche Rough Guide USA und im folgenden Jahr die Südstaaten ins Programm aufgenommen.
Nach der Buchmesse treffen sich alternative Reiseführerverlage (Hilary Bradt, Rough Guides, Lonely Planet, Michael Müller) zu einer Tagung im Odenwald. Foto: 2. Mark Ellingham (Rough Guides), 3. Michael Müller, 4./6. Stefan & Renate Loose, 8. Richard Trillo (Rough Guides), 9. Judit Müller (Michael Müller Verlag), 10. Klaus Schindler, 12. Tony Wheeler (Lonely Planet)
Der Koffer wird zum Logo der Reihe. Allein in diesem Jahr erscheinen 8 Titel, darunter Neuauflagen von vielen Südostasien-Bänden und die erste Neuseeland-Übersetzung von Lonely Planet (heute eine Rough-Guide-Übersetzung). Jessika Zollickhofer stößt zum Team und unterstützt das Lektorat – bis heute.
Während Christo den Reichstag verhüllt, wird das Ereignis von einer Webcam über das junge Internet verbreitet. Stefan und Renate erahnen, welche Möglichkeiten das neue Medium auch einem Reiseführer bieten könnte.
Sumatra (der erste deutschsprachige Reiseführer), Südafrika und Süd-Thailand, die ersten Bücher mit farbigen Klappenkarten, erscheinen dank Sabine Bösz im Lektorat und Gritta Deutschmann im Layout.
Beide gehören heute noch zum Kern des Berliner Redaktionsteams, das die Loose-Titel betreut.
Nach fast 20 Jahren Loose ist die Redaktion nun auch online erreichbar: Mit der Adresse 101516.751@compuserve.com beginnt das Zeitalter der E-Mails.
Dabei sind Gritta Deutschmann, Jessika Zollickhofer, Britta Dieterle, Matthias Grimm, Renate Loose, Silvia Mayer, Sabine Bösz, Klaus Schindler, Carlos Borrell, Stefan Loose und Thomas Rach.
Der Loose-Verlag produziert 7 neue Titel: Zimbabwe und Bali mit eigenen Autoren, die Übersetzungen Kambodscha und Kuba von Lonely Planet (heute eigene Autoren) sowie Nepal, Indien – Der Süden und das Internet Handbuch von den Rough Guides – ein überraschender Bestseller.
Nach einem Volontariat bei der Schweriner Volkszeitung landet Jan Düker als Lektor und Autor in der Redaktion – noch heute ist er dabei.
Im Sommer startet das Globetrotterforum. Im Herbst ist der Stefan Loose Verlag zum letzten Mal mit eigenem Stand auf der Buchmesse und im Dezember wird Bintang Berlin, ein Redaktionsbüro von Mitarbeitern des Loose Verlags, gegründet.
Der Stefan Loose Verlag wird an den DuMont Reiseverlag in Köln verkauft.
Renate und Stefan Loose arbeiten weiterhin als Autoren. Chefredakteurin ist nun Maria Anna Hälker (ganz rechts)
Im Herbst 2003 erscheint das erste Travel Handbuch Laos von Jan Düker, das sich erfolgreich in die Südostasien-Reihe einreiht. Auch Myanmar wird neu geschrieben (A.&M. Markand, V. Klinkmüller, Martin Petrich).
Erstmals erscheint auf Initiative von Jan Düker wieder ein Sammelband zu Südostasien.
Den aktuellen Reiserouten der Traveller entsprechend umfasst er Südostasien – die Mekong Region.
Anfang des Jahres fusioniert der DuMont Reiseverlag mit dem Stuttgarter Medienunternehmen Mair zu MairDumont. Der Loose geht mit, bleibt aber eine eigenständige Reihe, die weiterhin vom Redaktionsbüro in Berlin betreut wird.
Im März erscheint der neue Loose Brasilien. In diesem Buch wird auf Initiative des Hauptautors Nicolas Stockmann ein Umweltsymbol eingeführt, das auf nachhaltige Tourismusinitiativen aufmerksam macht. Das gab es bisher noch nicht in Reiseführern. Mittlerweile haben fast alle Loose-Bücher diese Tipps.
In Zusammenarbeit mit dem Loose-Autor Frank Herrmann (2017 schrieb der sogar ein ganzes Buch zum Thema FAIRreisen) stellt das Webteam aktuelle Infos und viele weiterführende Informationen auch online bereit.
Auf einem Treffen der Loose-Autoren im Juni wird klar: Selbst in einem großen Haus wie MairDumont lebt der Geist der Globetrotter weiter. Die Autoren beschließen, den Internetauftritt zu erneuern.
Als erstes Buch wird der Titel Myanmar im neuen Layout im Zweifarbdruck noch übersichtlicher und ansprechender strukturiert.
Im Herbst geht eine neue Webseite an den Start, die federführend von Andrea & Mark Markand gestaltet wird. Jetzt kann die Community wachsen – und die Updates werden aktueller denn je.
Die 2. Auflage des Brasilien-Buches gewinnt einen Medienpreis für "herausragenden Journalismus und Tourismus mit Zukunft". Und Mischa Looses Mitarbeit am neuen Bali-Buch ist ebenso symbolisch für das Nachwachsen einer neuen Generation von Autoren, Lesern und Travellern wie das steigende Interesse an der neuen Webseite mit ihren interaktiven Möglichkeiten. Nach 18 Jahren räumen die letzten Vietnam-Übersetzungen die Regale und machen Platz für die selbstrecherchierte Erstauflage von den Markands.
Der Loose Travel Club geht online und erweitert das neue Thailand-Buch um direkte Links in die orangene Online-Welt. Einige Autoren beginnen, ihre Bücher mit zusätzlichen Fotos, Infos und Buchungsmöglichkeiten zu ergänzen, und die Leser können mitmachen! Auch auf Facebook ist der Loose ab jetzt zu finden. Ein Loose-Travel-Club verbindet auch auf dieser Plattform Leser und Autoren.
Die ersten Loose-Titel erscheinen als eBook.
Mit den neuen Titeln Norwegen, Schottland und Irland sind die orangenen Travel Handbücher nun auf allen 5 Kontinenten vertreten.
Das Travel Handbuch Indonesien, das von einem Team junger Autoren neu erstellt wurde, erhält den ITB BookAward, und die Tourismusministerin von Indonesien freut sich darüber.
In diesem Jahr erhält der Titel Malaysia–Singapore–Brunei, der sich bereits in der 14. Auflage befindet, den ITB BookAward.
Zwei Loose-Titel führen nun auch in das warme südliche Europa: nach Kroatien und Portugal.
Die Loose-Reiseführer werden vierfarbig. Den Beginn machen die Flaggschiffe Thailand Der Süden, Myanmar und Sri Lanka. Nach und nach erscheinen alle 41 Titel der Reihe in neuer, frischer Aufmachung. Auch der Bestseller Kuba von Dirk Krüger.
Mit dem Loose-Band Marokko kommt ein weiterer spannender Titel aus Afrika hinzu. Muriel Brunswig-Ibrahim , die einst den Loose Ägypten schrieb (leider eingestellt), ist endlich wieder im Team.
Erneut treffen sich viele Loose-Autoren in Berlin. Ein reger Austausch findet statt und man freut sich gemeinsam auf das Jahr 2018 ...
Mit dem neu ins Programm aufgenommenen Loose IRAN erschließt sich ein phantastisches neues Reiseziel für alle, die gern auf orangenen Pfaden unterwegs sind.
Die Corona-Pandemie macht allem und jedem einen Strich durch die Rechnung. Fast fertige Bücher werden im letzten Moment der Druckerpresse entrissen und alle Produktionen liegen brach. Und obwohl keiner so recht weiss, wie es weitergehen soll, werden hinter den Kulissen schon die nächsten Pläne geschmiedet und neue Bücher geplant...